Bernd-Uwe Krause / Erzählungen / Traumzeiten / Das blaue Feuer / Das Bärenlied / Wie ein letzter Tag / Aldasina / Der erste Strahl / Feuer des Lebens / Path of Dreaming / Walk in Beauty / Cladinia und Clawinia / Orte der Wandlung / See der Widerspiegelung / Der Gesang der Schwäne / Marilla / Bärenland / Danksagung |
Traumzeiten |
Sie hatten den dichten Wald schon lange
hinter sich gelassen. Der Wind fegte immer stärker über das weite
Grasland und jagte Wolkenfetzen vor sich her. Bald würden sie die ersten
Ausläufer des Gebirges erreicht haben. Nach und nach wurde der Weg
steiniger, immer wieder mussten sie Felsbrocken ausweichen, die den Pfad
versperrten.
„Ich brauche nur vom Norden zu kommen, dann
ist er ganz schnell am Ende. Dann brauchen wir die Geschichte gar nicht
weiter zu überlegen“
Er war die ganze Nacht weiter geritten und
hatte schließlich eine weite, hügelige
Hochebene erreicht, die von hohen Bergen umschlossen war. Schneebedeckte
Felsgrate zeichneten eine scharfe Silhouette in den Nachthimmel. Der
Sturm tobte noch immer und trieb die tief hängenden Wolken vor sich her.
Hatte der Wind sie auseinander gerissen, so schien von Zeit zu Zeit ein
fahles, flackerndes Mondlicht, das ihnen ihren Weg wies. Obwohl der
Regen nachgelassen hatte, kamen sie nur mühsam voran. Irgendwann hatte
er das Gefühl für die Zeit verloren. Wohin führt mich dieser Weg?,
überlegte er. Woran erkenne ich, dass ich mein Ziel erreicht habe?
"Er hat es tatsächlich geschafft“.
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Der Winter war in diesem Jahr früh, mit
großer Kraft gekommen. Weit vor der längsten Nacht war der Fluss
zugefroren und die Bäume bogen sich unter der Schneelast.
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Immer wieder hatte er gezögert aufzubrechen
und nun war er schon seit Tagen unterwegs. Die Nächte waren länger und
länger geworden und die Tage zeigten sich nur noch in matter Dämmerung.
Der eisige Wind peitschte über das flache Land. Er fühlte hinter sich
den, der das Große Weiße, ohne Form, ohne Farbe, in dem Anfang und Ende
miteinander verschmelzen konnten.
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Aldasina - und das kleine Volk
Weit fort
von hier, in einem fernen Land hinter den
sieben blauen Bergen, lebte am Rande eines großen Waldes das Mädchen
Aldasina gemeinsam mit ihrer Großmutter in einer kleinen, Stroh
bedeckten Kate. Jetzt, in der frühen Zeit des Jahres, blühten rund um
das Haus schon leuchtend bunte Blumen und es duftete nach den ersten
frischen Kräutern. Es würde nun nicht mehr viel Zeit vergehen, bis die
Beete und Bäume wieder reiche Geschenke der Natur bereithalten würden.
Etwas entfernt vom Haus, auf einem sanften Hügel, weideten die Ziegen.
Jeden Morgen, wenn ihr Stall geöffnet wurde, fanden sie ihren Weg
alleine hinauf zu ihren Futterplätzen. Doch am Abend lief Aldasina zu
ihnen, rief jede bei ihrem Namen und brachte sie zurück in den sicheren
Stall.
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Er lauschte hinaus in die Dunkelheit.
Zwischen den Wurzelenden des umgestürzten Baumes hindurch konnte er
einzelne Sterne am Nachthimmel erkennen. Hin und wieder hörte er ein
leises Rascheln, wenn der Wind die Äste bewegte und Schnee
herabrieselte. Er wartete darauf, dass der Mond sich endlich in seiner
vollen Größe zeigt. Dann könnte er sich wieder auf den Weg machen. Er
war froh darüber, dass er diese Erdhöhle im Schutz der Baumwurzel
gefunden hatte, gestern, als er so erschöpft war, dass er seinen Weg
nicht weiter fortsetzen konnte.
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Die Sonne war inzwischen unter gegangen.
Zwischen den kahlen Ästen der Bäume begannen die ersten Sterne zu
blinken. Er spürte, wie die Kälte der Nacht langsam durch seinen Umhang
kroch. Nur mit Mühe konnte er den steinigen Pfad erkennen, der sich
hinab ins Tal schlängelte. Bald würde der Mond aufgehen, dann musste er
den See erreicht haben. Noch wusste er nicht, wie er den Ort erkennen
würde. Irgendwo an diesem kleinen See, versteckt in den Klüften des
Küstengebirges, war der Platz verborgen, an dem er die beiden Steine
finden sollte. Steine mit der Kraft, das neue Feuer des Lebens zu
entfachen.
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The Path of Dreaming (Buffalo Rolling Thunder) The sign Once upon
the time, there was a little boy, who was living with his parents, his
brothers and sisters and the rest of his tribe in a small camp,
somewhere in the middle of endless prairie in a country, we call in our
days the United States of America.
Grandfather Reaching the place
rather excited, he was just starting to shout for the grandfather, when
he hold back himself, remembering that it was necessary to meet the
grandfather in a respectful way. So he beat carefully against the fur
that closed the entrance of the tent calling his grandfather with a
gentile voice. But there was no reply out of the tent and the boy felt
himself rather confused. The feather of an owl, that must be an
important sign of course.
Sacred Dance
Before the sun came up next morning, the boy already had
crossed the river and was walking towards the mountains. Even he didn’t
sleep at all during that night he felt himself strong and powerful. The
grass was still covered with wet dew and while he was breathing in the
clear and fresh air of this morning, he concentrated his attention to
everything that happened around him. The rustling of the small animals,
which were running away, when they realized him, the stately movement of
the eagle’s flight, so far away in the blue of the sky and of course he
noticed tracks of the buffaloes, crossing his path.
The Vision
All of a sudden far from the distance he heard his
grandfathers voice, the hoarse singing, accompanied by the mystery beat
of the drum. So the boy continued to dance, until he was covered by the
light of the white disc of the moon and it seemed that the silver rays
would carry him away.
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Once upon a time, when dreams brought wishes
and wishes brought dreams, there was a land behind those three old
mountains, they called the Great Sleeper Dreamer. At this time, the land
was ruled by a really wise and equitable King, so people lived in
prosperity and contentment.But then it happened, that the king became
sick and when he was going to cross over, he called his counsellor. And
he spoke to him: „Go and tell my people, that when I have gone, they
should vote from all the nobles of this country, a new king“. But, what
nobody knew, this counsellor was a magician, connected with black magic
only. So after the king had died, he took over the power by himself and
started to rule the country and nobody could resist.
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Cladinia und Clawinia und der Larimant Die Zwillinge
In einer Zeit vor dieser Zeit, als Wünsche
noch Träume und Träume noch Wünsche brachten, regierten in einem Land
hinter den sieben weißen Bergen ein König und eine Königin. Das
Königspaar hatte zwei Töchter, die hießen Cladinia und Clawinia.
Der geheimnisvolle See
In der
Weite der Parks und Gärten rund um das Schloss gab es auch Plätze zu
denen selten einmal ein Mensch kam. So lagen sie in Stille und sich
selbst überlassen und Pflanzen und Tiere konnten sich ihre eigenen Wege
suchen. Eines Tages, an einem strahlenden Sommermorgen, waren die beiden
Schwestern wieder einmal unterwegs, wanderten auf ihren Erkundungen
weiter und weiter. Die Parklandschaft blieb immer mehr zurück, bis sie
sich schließlich in einem dichten, mit hohen alten Bäumen bewachsenen
Wald wieder fanden. Es war still, nur wenige Sonnenstrahlen fanden noch
ihren Weg durch die mächtigen Kronen.
Der Larimant
„Cladinia!“ schrie sie nun voller
Verzweiflung, fiel auf die Knie und beugte sich so weit sie konnte auf
das Wasser hinaus. „Cladinia!“ doch ihr ohnmächtiger Ruf verhallte über
dem See. Ihre Schwester bleib verschwunden. Irgendwann war sie danach
aufgesprungen und in panischer Angst davon gerannt. Sie war gelaufen und
gelaufen, ohne auf ihren Weg zu achten.
Neubeginn
Bald darauf fand sich Clawinia wieder in der
Tiefe des Waldes. Der Vollmond öffnete ihr den Weg und so dauerte es
nicht lange, da sah sie in der Ferne das dunkle Wasser des Sees im
Mondschein glitzern. Vorsichtig näherte sie sich der Spitze der
Halbinsel, bis sie schließlich am Uferrand stand. Sie fühlte den
Larimant in ihrer rechten Hand, es war ein leises Pochen, das sich in
ihrem Körper fortsetzte.
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Die Prophezeiung
Sein Gefühl für die Kälte der Einöde um ihn herum war längst erloschen,
er hatte seinen Weg fortgesetzt, die Zeit war an ihm vorbei gegangen in
der ewigen Eintönigkeit dieser Dämmerung, die ihn nun schon so lange
umgab.
Träger alter Zeichen
Während er jetzt weiter voran schritt, spürte er, wie der Boden unter
seien Füßen steiniger wurde. Der Weg führte ihn hinab in eine Senke. Auf
beiden Seiten erhoben sich felsige, steil ansteigende Hügel. Nur das
Geräusch seiner Schritte war zu hören. Er bemühte sich, den Walgesang
wieder deutlicher zu hören, während seine Hand an dem umgehängten Beutel
entlang strich und dabei die Umrisse des Kristalls fühlte. Plötzlich
drang ein stechender Geruch in seine Nase. Gestorbener Rauch, kaltes,
längst erloschenes Feuer führte ihn zum Eingang einer Höhle.
Feuer - Vogel
Der Weg führte ihn irgendwann hinauf in die Berge. Zunächst durch weite,
blühende Wiesen. Später wurde der Weg steiler. Von Zeit zu Zeit blieb er
stehen, um Atem zu schöpfen, hörte sein Herz schlagen. Nachdem er den
Hochwald durchquert hatte, erreichte er schließlich ein weite, karge
Hochebene. Mit leisem Singen strich der Wind durch das spärlich
gewachsene Gras, er schaute sich immer wieder um, doch wohin er auch
blickte, sein Blick verl or sich in der Leere. Eine graue Weite umgab
ihn. Alles schien miteinander verschmolzen. Er suchte nach einem
Zeichen, an dem er sich orientieren konnte. Wohin sollte er seine
Schritte wenden? Unsicher tastend setzte er seinen Weg fort. Da stieg
sie in
ihm auf, wieder die Melodie des Wals, verhalten, doch es war seine
Botschaft. Achtsam, Schritt für Schritt bewegte er sich langsam
vorwärts. Plötzlich blieb er überrascht stehen. Etwas hatte ihn
angehalten.
Am Scheideweg
Wieder war er lange Zeit gewandert, zunächst hatte er das Gebirge
verlassen, schließlich eine weite Ebene durchquert. Oft hatte er auf
dieser Wanderung nach dem Kristall getastet, ihn sogar einige Male aus
dem Beutel genommen, ihn dann angeschaut und dabei diese besondere
Kraft, dieses unsichtbare Feuer gespürt. Dabei stellte er sich auch
immer häufiger vor, welche Macht er in seinen Händen hielt. Die Bilder
zogen immer wieder vor seinen Augen vorbei, das Feuer, aus dem alles neu
geboren werden kann. Er konnte es lenken.
Stimmen im Dialog:
„Dass es nun doch so weit kommen musste!“
Abschluss und Neubeginn
Er fühlte sich eingebttet in den gleichmäßigen Schlag der Wellen, die gegen die Küste brandeten. Dazwischen
ertönte er wieder, weckte seine Sinne, ließ ihn aufhorchen: Der Gesang
des Wals. Und so begann seine Reise erneut. Der Kristall, den er an sein
Herz gedrückt hielt, schrieb die Botschaft der Erinnerung in seine
Seele. Er hatte vernommen, was sie ihm mit gegeben hatten, für den
Abschluss dieser Reise.
Jetzt war er auf dem Weg, die Mission zu beenden. Irgendwann führe der
Weg ihn in einen Wald. Alte hohe Bäume breiteten ihre Kronen aus. Trotz
des dichten Laubdachs war der Wald von einem hellen, goldenen Leuchten
erfüllt. Er spürte in seinem Inneren eine tiefe Ruhe. Woher kommt dieses
Gefühl der Geborgenheit?, überlegte er. Inzwischen war die Nacht herein
gebrochen. Der Mond schien durch die Bäume und ließ ihn den Weg
erkennen.
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See der Widerspiegelung (Pool of Reflection) Sechzehn
Winter hatte er jetzt hier mit ihnen gelebt. In diesem abgeschiedenen
Tal in den Bergen. Er kante seine Geschichte, sie hatten ihm alles
erzählt. Diese Nacht damals, mit dem mächtigen Schneesturm, der Wagen,
der vom Wege abgekommen, umgestürzt auf dem Grund der Schlucht lag. In
einem Korb, unter Decken vergraben hatten sie ihn gefunden, das
schreiende Baby. Die Eltern waren in dieser Nacht ums Leben gekommen.
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Die Tage begannen kürzer zu werden. Die
meisten hatten längst zueinander gefunden und würden die Zeit bis zum
nächsten Frühjahr und auch danach, weiter gemeinsam miteinander
verbringen. Im nächsten Frühjahr würden die Paare ihre Jungen, kleine
graue Federbällchen, als neue Schwanenfamilie hinaus in die Welt führen.
Auch wenn der Wind jetzt häufig von Norden blies und die Nächte schon
empfindlich kühl werden konnten, noch war das Wasser offen und es gab
genug Futter für alle. Erst später, wenn Eisschollen ihren Lebensraum
einengen würden, mussten sie näher zusammen rücken und dann würde der
eine oder andere Streit nicht ausbleiben. Für die Gruppe der Jungen
würden das neue Erfahrungen bedeuten. Sie waren jetzt noch damit
beschäftigt, die älteren Paare zu beobachten, von ihnen zu lernen und
eigene Erfahrungen zu sammeln. Wo finden sich die besten Futtergründe?
Welche Strömung führt auf welchen Weg? Welche Seite der Insel bietet den
besten Schutz vor den kalten Winden?
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Marilla, das Mädchen mit dem roten Tuch Marilla und die alte Anayala Es war
einmal in einer Zeit vor dieser Zeit, da lebt in einem fernen Land
hinter den sieben Bergen das Mädchen Marilla. Weil es keine Eltern mehr
hatte, wohnte es zusammen mit der alten Anayala in einer kleinen Hütte
am Rande eines großen Waldes. Die alte Anayala kannte alle Kräuter und
Pflanzen und Früchte, die im Wald und auf den umliegenden Wiesen und an
den Feldrainen wuchsen. Schon als Marilla noch ganz klein war begleitete
sie die alte Frau dabei, wenn sie draußen unterwegs war. Bald war sie
groß genug, um den Korb selber zu tragen, wenn dieser voller Kräuter und
anderer Pflanzen war und dann nach Hause gebracht wurde. Ging die alte
Anayala, schon auf ihren knorrigen Stock gestützt, dann neben ihr und
machte sie auf die kleinen und großen Wunder am Wegesrand aufmerksam, so
fühlte sie sich groß und bedeutsam und gleichzeitig als ein Teil dieses
Wunders. Die geheimnisvolle Schloss Nachdem
sie ein gutes Wegstück gewandert war, kam sie an einer Wiese entlang und
dort entdeckte sie versteckt zwischen einigen Büschen zwei Pferde. Sie
ging zu ihnen, denn es schien, dass sie voller Angst waren, so wie sie
sich aneinander schmiegten. Dann hörte Marilla plötzlich ganz deutlich,
wie die Tiere miteinander sprachen und sie war völlig überrascht, dass
sie ihre Worte verstehen konnte. Dabei bemerkte sie, wie gleichzeitig
das Tuch der alten Anayala in ganz feine Schwingungen versetzt war und
die Botschaft der Tiere zu ihr trug.
Aus der Dunkelheit ins Licht Nach
einiger Zeit der Stille setzte das Eichhörnchen seine Rede fort. So
erfuhr Marilla, dass am nächsten Tag die Zeit gekommen war, bedeutsame
Ereignisse miteinander zu verflechten. Da gab es das Geheimnis des
Zauberers und seiner magischen Kugel, er hatte immer versucht es zu
verbergen, doch sie hatten es enthüllt. Zu dieser Zeit des Jahres, wenn
der Zauberer das Fest seiner Macht feiert, musste es geschehen, dass in
dieser kürzesten Nacht des Jahres sich die Zauberkugel mit den Strahlen
des Vollmonds verbindet, damit ihre magische Kraft weiter wirken kann.
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Sie
sitzen zusammen gekauert unter einem Felsvorsprung. Er hört ihren
gleichmäßigen Atem. Ist sie eingeschlafen? fragt er sich. Langsam
kriecht die Kälte der Nacht durch die Decken, in die sie sich eingehüllt
haben. Vom Grund des Tales klingt das leise Rauschen des Flusses herauf.
Im hellen Licht des Vollmonds kann er deutlich den Eingang zur Höhle auf
der gegenüber liegenden Seite des Tales erkennen. Noch schaut die
schwarze Leere bewegungslos zu ihnen herüber. Sie müssen weiter warten.
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Viele Geschichten der Traumzeiten und der
Märchen sind im
Kontakt zu Menschen aus unterschiedlichen Kulturen entstanden. Ich danke
für die Inspirationen und die vielfältigen Geschenke des Blicks hinter
die Schleier. Mögen die Torwege
weiter geöffnet und die Geschichten über die Geschichte auch morgen noch
lebendig sein!
Giving Thanks! Many of the stories of the dreamtime and the
fairy tales for the kids came up in contact with poeple from different
cultures and spiritual background. I'm very thankful for the
inspirations and for the gift of viewing behind the veils. May the gateways
stay open and the stories about the ancient times may be alive tomorrow
and beyond that time.
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